Eigentlich wollte ich ein paar ausdrucksstarke Portrait Aufnahmen machen. Ich dachte in einer Glasbläserei würde ich die finden. Also habe ich einige Glasbläsereien angeschrieben und darum gebeten ein paar Fotos außerhalb der Besucherzeiten machen zu dürfen. Von der Glasbläserei in Målerås habe ich eine Zusage erhalten. So konnten wir einen Termin vereinbaren. Im Gegenzug habe ich versprochen, dass die Glasmanufaktur von allen Bildern eine Kopie erhält, welche sie nach Gutdünken verwenden können.

Nachdem ich nach zweistündiger Regenfahrt angekommen
war, wurde ich von dem Juniorchef der Glashütte sehr freundlich
begrüßt und sogleich zu den Produktionsstätten geführt.
Dort angekommen stellte er mich den Glasbläsern und Glasgießern
vor. Mit dem Hinweis, ich könne mich ungestört in allen
Bereichen mit Ausnahme der Glasmalerwerkstadt (weil top secret) bewegen, ließ er mich alleine. Es gab für mich keine Hindernisse in Bezug auf Barrieren oder anderweitige Absperrungen.
Der erste Eindruck war sehr ernüchternd. Da standen in einer Halle zwei große, Blech verkleidete Kästen, in denen sich wiederum fünf dick isolierte Schmelzöfen versteckten. Glasbläser sah ich noch gar keinen. Also nichts mit alten nostalgischen, gemauerten Öfen und von Schweiß und Dreck gezeichneten Gesichtern, die mit dicken Backen riesige Glaskugeln wie Luftballons aufblasen. Ich hatte aber die Möglichkeit, den

Werdegang einer vielschichtigen Vase zu beobachten und festzuhalten. Vorgabe war, eine Vase zu schaffen, deren Körper von innen nach außen Weiß/Klar/Weiß/Schwarz ist. Die Farben dürfen nicht ineinander laufen! Angefangen wird mit einer kleinen Glaskugel aus weiß eingefärbtem Glas an einem Blasrohr. Diese wird durch Rollen, Anblasen und nochmaliges Erhitzen in die Grundform gebracht. Auf diese nun kleine, weiße Kugel, die zu diesem Zeitpunkt schon einen kleinen Hohlkörper hat, soll nun eine Schicht transparentes Glas aufgetragen werden. Also wieder rein in den Ofen mit Klarglas dabei, immer schön drehen und nicht zu lange im Ofen lassen.

in der Zwischenzeit wird von einem Mitarbeiter eine weitere Glasblase geschaffen!

die Hochzeit
die Hochzeit

Dann kommt die Hochzeit. Ein anderer Glasbläser hat in der gleichen Zeit eine Glaskugel mit einem schwarzen Kern und einer weißen Deckschicht geschaffen – etwas größer als der erste Ballon. Zuerst muss an dem zweiten Ballon eine Sollbruchstelle erzeugt werden. Dann werden beide Ballons Kopf an Kopf
zusammen geklebt. Beide Ballons sind in der Erkaltungsphase. Ist das Gebilde starr genug, wird es von der Stange des zweiten Glasbläsers abgebrochen. Es wird dann im Ofen unter ständigem Drehen so weit erhitzt, dass es wieder formbar ist.

Die Weiterverarbeitung!

Die Öffnung an der Sollbruchstelle wird soweit gedehnt, dass man den zweiten Ballon über den ersten stülpen kann. Was hier im Inneren des Ballons rot erscheint, ändert sich nach dem Abkühlungsprozess in ein tiefes Schwarz.

Der nächste Prozess ist das Ausblasen in einer gewässerten
Holzform, um die endgültige Form zu erhalten.

Der Hohlkörper wird an der Sollbruchstelle abgetrennt. Dann
kommt der Glaskörper noch mal für etwa acht Stunden in einen
800°C heißen Ofen zum Nachglühen, um Spannungsrisse zu
vermeiden. Am runden Boden wird ein kelchförmiger, roter
Boden angesetzt. Die Bruchkante wird sauber plan geschliffen
und poliert.
Herstellungszeit bis zu diesem Punkt: etwa 2 Std. mit zwei
Personen.

Leider konnte ich das fertige Endprodukt nicht sehen.

Ich weiß aber, dass es nicht unter 150 € zu haben ist.
Alle geblasenen Produkte sind Unikate

 

 

 

der Formenguß

hier kommen Formen aus Stahl zum Ensatzt mit beliebten schwedischen Motiven.  In der Mehrzahl handelt es sich um Tiermotive wie Elch, Eule, Fuchs, Wolf, aber auch Bär, Löwe und Delphin sind gefragt.

Vor dem Guss werden die Formen mit heissem Bienenwachs ausgepinselt!!

die Formen werden währen des ganzen Guss-Prozesses mit schweren Gasbrennern erhitzt, damit das Glas auch in die letzten feinen gravierten Linien fliesen kann! Erst nach einer Weile wird die Temperatur gesenkt und die Guss-Stücke aus den Formen gekippt.

 

 

entspannen

in diesen Ofen kommen alle Glasteile zum entspannen. Dabei wird der Ofen von 180°C in einer  Zeit von 16Std auf  Zimmertemperatur herunter gefahren. Damit werden Spannungsrisse vermieden.

weiter geht es zu Weiterbearbeitung zum schleifen und polieren.

zum Einsatz kommen alle Materialien von Korund bis Diamantscheiben und viel Tonschlamm.

Unikate

el Toro
el Toro

"el Toro" ist eine Einzelanfertigung für einen Südamerikanischen Rinderbaron.

Die ganze Skulptur besteht aus dicken Glasblöcken verbunden mit Edelstahl und Bronze. Von Hornspitze bis Hornspitze  105cm Das Gewicht schätze ich auf über

150kg. Der Preis lag in einem höheren 5stelligem Eurobetrag

el Toro
el Toro

"Venus"  ist eine 65cm hohe Glas-Skulptur und wurde nur in einer Auflage von 15 Stück gefertigt

Benghali
Benghali

"Benghali" ist eine Skulptur aus Glas und Bronze

the Boss
the Boss

" the Boss" ca. 100cm x 100cm aus Glas, Bronze und Edelstahl

Neptun
Neptun

"Neptun" ist eine Glasschale (-Schüssel, -Bowl) mit einem Durchmesser von 70cm und einem Fassungsvermögen von 7l. Ich könnte mir das vorstellen mit entsprechendem Untergestell als Taufbecken oder Waschbecken. Allerdings nicht für meine Geldbörse :-)

Die Schüssel ist geblasen, von Hand graviert!!! und ein Einzelstück

Neptun 2
Neptun 2
Montezuma
Montezuma

"Montezuma" ist eine Skulptur aus Glas und Bronze. Höhe 85cm

Montezuma
Montezuma
Viola
Viola

"Viola" ist aus einem Glasblock von 80cm x 63cm x 8cm! und ein Unikat

Die Fotoausrüstung
Ein Stativ ist in der Produktionshalle aus Sicherheitsgründen
und Platzmangel nicht zum Einsatz gekommen.
Fotografiert wurde mit folgender Ausrüstung:
• Sony a200
• Tamron SP Di AF 90mm, 1:2,8 Macro
• Sigma 28–200mm Aspherical, 1:3,8–5,6
• Metz mecablitz 40MZ 2.
Fazit
Die Bilder wurden unter wechselnden und schwierigen Lichtbedingungen
gemacht, was die Sache erschwert hat!
Der ursprüngliche Gedanke war, faszinierende und ausdrucksstarke
Gesichter zu fotografieren.
Ich hätte ebenso gut in eine Weberei oder sonst wo hingehen
können. Die Glashütte bot sich aber an, weil sich in etwa
120 km von mir entfernt das „Schwedische Glasreich“ befindet.
Ich hatte an einige Glashütten eine E-Mail geschickt mit der
Bitte, den Arbeitsablauf fotografieren zu dürfen. Ich habe
versichert, dass keinerlei kommerzielle Hintergründe für mein
Begehren vorhanden sind. Von zwei Glashütten habe ich eine
Einladung bekommen, und mit einer letztendlich einen Termin
vereinbart.
Vor dem Termin wurde ich – auf meine Bitte hin – mit vielen
guten Ratschlägen der Forenmitglieder bedacht. Diese habe ich
mir auch sehr zu Herzen genommen und zum größten Teil
auch angewandt. Insbesondere was die Kameraeinstellung
betrifft.
Ohne diese Hilfen hätte ich nicht dieses Endergebnis erzielt

Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung bestanden in erster
Linie aus
• den dauernd wechselnden Lichtverhältnissen
• der Freiraumbeengung
• meiner eigenen schnellen Reaktion, um das Motiv zu
erfassen und abzudrücken
• ohne den Arbeitern direkt ins Gesicht zu blitzen oder den
Betrieb in sonst einer Weise zu stören.
Was würde ich anders machen,

wenn ich die gleiche Gelegenheit
noch mal bekomme? Nichts – außer mir vorher noch ein
300er Tele und ein Blitzlicht zuzulegen, das auch TTL-gesteuert
werden kann.
Ein Besuch in einer Glashütte lohnt sich auf jeden Fall.

 

by N. Appel Nov.2009